Woche 10/2022
Esther Kaiser
Water (GLM)
Jazzvokalistin Esther Kaiser hat sich für „Water“ (VÖ 04.03.2022) ein Thema vorgenommen, das – wie auch beim vielfach gelobten Vorgängeralbum „Songs Of Courage“ – einen wichtigen Aspekt unserer Zeit anspricht, die ja ständig im Fluss ist, in der nichts beständiger ist als das Liquide, als das Verdampfen und Verflüssigen alles Festen und Traditionellen: Das Wasser.
Esther Kaiser nimmt das antike und aus heutiger Sicht natürlich nicht wörtlich zunehmende Zitat von Thales von Milet daher als poetisch-metaphorisches Bild für Ihr Album: „Aus Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück.“ So findet auch das musikalisch und textlich facettenreiche Thema des Albums immer wieder zu purer Klarheit und Leichtigkeit zurück, trotz der durchschimmernden gesellschaftspolitischen und klimabezogenen Dimension, die Esther Kaiser in ihrer nuancierten Annäherung nicht außer Acht lässt.
Sie präsentiert auf „Water“ mit ihrer exzellenten ihrer Band – Esther Kaiser (voc/ synth, perc, glass harp), Tino Derado (p,acc), Marc Muellbauer (b), Roland Schneider (dr) – in einen gleichsam zeitgemäß-urbanen Sound, als auch in entrückte, fast schon feenhafte Klangwelten, dank dem Einsatz ungewöhnlicher Klangquellen wie der wassergetriebenen Glasharfe und der überaus spannenden musikalischen Gästen wie Marie-Christine Gitman an Oboe und Englischhorn, dem Berliner Streichquartett „Die Nixen“ und dem renommierten Trompeter und Multiinstrumentalisten Sebastian Studnitzky. Die Entstehung des Albums passt perfekt zur überlieferten Symbolik des Wassers, das in vielen Kulturen als Schwelle zwischen den (Traum-)Welten gilt.
Die weltweite Trinkwasser-Situation treibt Esther Kaiser in vielen ihrer Songs um: „Salty River“ hat hier eine zentrale Bedeutung und ist in zwei verschiedenen Versionen auf dem Album vertreten. Die erste Version lebt von einer sparsamen Instrumentierung im Duo mit Tino Derado am Akkordeon und Esther Kaiser am Synthesizer und Glockenspiel. Kaisers Text hat eine doppelte Bedeutung: Einmal geht es im wörtlichen Sinne um die Versalzung eines ehemaligen Süßwasser-Flusses. Im metaphorischen Sinne geht es gleichzeitig um einen Fluss von Tränen
Wie auf ihrem Vorgänger-Album „Songs of Courage“ enthalten Kaisers Texte immer wieder auch politische Aussagen und teils scharfzüngige Kommentare, in denen sie sich selbst aber nie von der geäußerten Kritik ausnimmt. Zwischen den Songs des Albums stehen immer wieder kurze sogenannte „Interludes“, viele davon im Moment der Aufnahme frei improvisiert; manche wie z.B. der mit Loops und Kalimba solo eingespielte Miniatursong von Esther Kaiser mit dem Titel „Rain Dance“ fast eine Art mehrschichtiger, organisierter Klanginstallation. Anspieltipps: „Duna“ und „Don’t We Know Better“. (Photo©uk-promotion)