Woche 52/2022
Nadine Khouri
Another Life (Talitres/Rough Trade)
„Another Life“ ist das zweite Album von Singer-Songwriterin Nadine Khouri, veröffentlicht am 25. November. Das in London und Bristol mit dem Produzenten John Parish (PJ Harvey, Dry Cleaning) aufgenommene Album ist die Fortsetzung einer Zusammenarbeit, die mit Khouris gefeiertem Debüt „The Salted Air“ (2010 erschien gewissermaßen als „Vorbote“ die EP „A Song To The City“) aus dem Jahr 2017 begann. Nachdem sie als Kind mit ihren Eltern die Heimat Libanon des Bürgerkriegs wegen verlassen hatte, träumte Khouri den unwahrscheinlichen Traum, eine Rock´n’Roll-Sängerin zu werden, nachdem sie in der Musiksammlung ihrer Eltern Elvis entdeckt hatte.
Als Autodidaktin begann Khouri ihre Karriere als akustische Singer/Songwriterin in New York City, bevor sie nach London zog und dort von Parish entdeckt wurde. Ihr Debütalbum „The Salted Air«“ wurde von Mojo, Q und anderen internationalen Medien enorm gefeiert und von den Rough Trade Shops als eines der Alben des Jahres 2017 ausgewählt. Im darauffolgenden Jahr tourte Khouri mit Low durch Europa und trat auch u.a. mit Aldous Harding, Josh T. Pearson, This is the Kit auf.
Fans von Khouris Musik werden ihren ausgeprägten und minimalistischen Ansatz sowohl beim Gesang als auch bei der Musik wiedererkennen: die ruhige, traumhafte Qualität ihrer Songs, durchdrungen von jenseitigen, seligen Texturen. Parish und Khouri haben den Minimalismus nicht hinter sich gelassen, sondern stattdessen das Beste aus jedem Element herausgeholt. Klanglich bewegt sich das Album zwischen Blues, fragilen Drum-Machine-Rhythmen und sonnengebleichtem Laurel-Canyon-Rock der 1970er Jahre.
Die Besetzung besteht neben Nadine Khouri und John Parish aus den Musikern Francis Booth (E-Bass), Tom Chadd (Keyboards), Tomas Garcia (Schlagzeug), langjährigen Mitstreiter*innen wie Basia Bartz (Violine, Keys, Vocals) und Gästen wie Adrian Crowley und Lizzy O’Connor (Backing Vocals), Josh Allen (Perkussion) und Jake McMurchie (Tenor und Baritonsax).
Das Album handelt immer wieder von all dem, was verloren gegangen ist: ein Leben vor der Social Media-Welt („Song Of A Caged Bird“), eine Stadt, die nicht mehr dieselbe ist („Vertigo“) oder Geister, die wir hinter uns lassen, wie in Khouris Hommage an die große Sängerin Lhasa de Sela („Keep On Pushing These Walls“).
„Während der Pandemie saß ich zwischen vier Wänden in London fest,“ sagt Khouri, „Es war schwer, nicht damit anzufangen, in der Vergangenheit zu graben – Menschen, die ich kannte, die nicht mehr unter uns sind, Leben, die ich gelebt habe, die verloren oder weit entfernt von mir zu sein schienen. Ich schrieb, damit ich Dinge nicht für immer vergessen würde.“ Diese persönlichen Erfahrungen und Gedanken übersetzte Khouri für das Album in allgemeingültigere Songtexte.
Das Fachmagazin „Stereoplay“ schreibt in seiner Dezemberausgabe „Bluesig, chillig, relaxt, dabei dezent und minimalistisch tönen Khouris neun neue Songs. [...] Der Klang diese Aufnahmen überzeugt mit hervorragender Auflösung, Farbechtheit und satter Dynamik“. Dem ist nichts hinzuzufügen! Anspieltipps: „Visitations“ und „Vertigo“. (Photo © ub-comm)