Woche 27/2023

Acantha Lang

Beautiful Dreams (Magnolia Blue Records)

Acantha Lang wuchs nicht im Rampenlicht auf, aber sie spürte eine Berufung zur Musik, die sie einfach nicht ignorieren konnte. Nach dem Umzug von der aus New Orleans stammenden Künstlerin nach New York führte sie ihr Weg schließlich auf die Bühne des berühmten „Harlem Grill“, einem inzwischen nicht mehr existierenden Ort, an dem sich afroamerikanische Musiker nach ihren Auftritten im Stadtbezirk trafen.

Hier kamen Größen wie Puffy, Stevie Wonder und Alicia Keys zusammen. Dort hatte sie ihre eigene wöchentliche Montagsshow „Monday Night Blues“ in der sie von Studiomusiker von Prince und Jocelyn Brown begleitet wurde. Das „Grill“ war die Heimat der besten Soul-Szene Harlems, voll von der Gemeinschaft und der Kultur aus Acantha Langs Heimatstadt.

Sie wurde für das renommierte Kabarett The Box in Manhattan angeworben, wo sie die erste weibliche MC des Clubs wurde – eine Rolle, die sie schließlich nach London brachte, um den britischen Schwesterclub zu eröffnen. Dort konnte sie ihre Band zusammenstellen, ihre eigene Musik schreiben und an ihrem Sound feilen. Ihre Stimme entwickelte sich zu einem hypnotischen, vollmundigen Instrument, wurde von Kritikern mit der von Aretha Franklin verglichen. Daraufhin veröffentlichte sie 2021 die von Soul Tracks zum Album des Monats gekürte EP „Sugar Woman“.

In nur wenigen Jahren hat sich Acantha Lang zum Geheimtipp der modernen Soul-Musik entwickelt und sich durch ihre „Standing On The Shoulders Of…“ Soul-Serie (derzeit über 10 Millionen Aufrufe in den sozialen Netzwerken), in der sie vergangene Stax- und Soul-Legenden mit temperamentvollen Neuinterpretationen von Jukebox-Klassikern ehrt, eine gewisse Reichweite und Bekanntheit erarbeitet, was ihr eine Zusammenarbeit mit Robert Randolph und Listungen in Top-Playlists von Spotify, wie z.B. „Best Retro Songs of 2021“ und „Best Funk Songs of 2022“, erbrachte.

Am 30.6. erschien Acantha Langs Debütalbum „Beautiful Dreams“. Das 13 Songs umfassende Werk ebnet der Künstlerin den Weg von einem talentierten, unentdeckten Juwel zur modernen Soul-Musikerin, die das geschichtsträchtige Genre mit zeitgenössischen Klängen und Themen zusammenbringt. Mit ihrer Mischung aus Stax-inspiriertem Funk und Südstaaten-Blues, erzählt Lang sehr persönliche Geschichten auf temperamentvollen, schimmernden Grooves.

Der Erzählstil knüpft an uralte Blues-Traditionen an und verankert sich gleichzeitig in zeitgenössischen Themen. So sind ihre Songs künstlerische Statements zu Rassismus, gesellschaftlichen Spannungsfeldern, Fake News („He Said/She Said“) oder Oden an die mütterliche Liebe nach der Hurricane-Katrina-Katastrophe („Lois Lang“). Lang zelebriert Selbstbewusstsein, Identität, Stolz, Stärke und Weiblichkeit. Anspieltipps: „He Said/She Said“ und „River Keep Running“.