BvR - Del Rio a la Mar - Photo © uk-promotion

Woche 42/2022

Bernard van Rossum Flamenco Bigband

Del Rio A La Mar (Zennez Records)

Auf seinem neuen Album „Del Rio A La Mar“ verschiebt Bernard van Rossum musikalische Grenzen. Wenn er mit seiner Bigband Elemente von Flamenco und Jazz miteinander vermischt, klingt das ähnlich organisch wie ein Fluss, der sich am Ende seiner Reise mit dem Meer vereint.

Der Albumtitel bezieht sich auf den Wasserkreislauf. Zu Beginn verdampft Wasser über dem Meer und kondensiert. Daraus entstehen Wolken, die ins Landesinnere wandern und sich über Landschaft und Flüssen abregnen. Im letzten Schritt landet das Regenwasser in den Flüssen, die ihn wieder zurück ins Meer transportieren. Ein natürlicher Kreislauf, der für Komponist und Bandleader Bernard van Rossum auch metaphorische Bedeutung hat. Und zwar mit Blick auf Spanien – ein Land, zu dem er eine besondere Beziehung hat.

Als Sohn eines niederländischen Vaters und einer englischen Mutter wuchs er in Spanien auf. Und obwohl er viele Jahre in Amsterdam gelebt und dort als Dozent am Konservatorium gelehrt hat, empfindet er Reisen nach Spanien jedes Mal als eine Art Heimkehr. Musikalisch ist diese besondere Beziehung im Opener „A Tu Vera“ verarbeitet. Um das metaphorische Zusammenfließen von Fluss und Meer geht es in „Tus Pasos Me Crucé“ – einem Stück über die Liebe und das Zusammenführen unterschiedlicher Lebenswege.

Auf seinem insgesamt dritten Bigband-Album taucht Bernard van Rossum tiefer denn je in die Welt des Flamencos ein. „Dieser intensive Prozess war Ausgangspunkt zahlreicher Kompositionen“, erklärt er. Stücke wie „Alegrias Del Alba“ und „Oro Y Marfil“ lassen sich dem „Palos“ zuordnen – dem traditionellen Flamenco-Repertoire, der sich aus verschiedenen Formen und Rhythmen speist. „Einige dieser rhythmischen Formen habe ich auf diesem Album zum ersten Mal verwendet“, so van Rossum. Diesen Rhythmen verleiht er durch das Hinzufügen von unterschiedlichen Harmonien und Formen, sowie einer farbenfrohen Orchestrierung eine ganz individuelle Handschrift. Auf diese Weise entsteht eine musikalische Symbiose, in der Rhythmen des Flamencos eine neue Spielwiese für Improvisationen entstehen lassen.

Die Bernard van Rossum Flamenco Big Band besteht aus Musikerinnen und Musikern, die in der niederländischen Jazz-Szene klangvolle Namen genießen (darunter Xavi Torres, Jort Terwijn, Suzan Veneman und Sam Newbould), ergänzt von Flamenco-Gitarre (Arturo Ramón), Gesang (Maria Marin) und Percussion (Ruven Rupic). Auf dem Album haben sich zudem namhafte Gäste verewigt – unter ihnen der Mundharmonika-Virtuose Antonio Serrana. Die ihm gewidmete Komposition „Blues For Antonio“ enthält ein Mundharmonika-Solo, das van Rossum speziell für seine Bigband orchestriert hat.

Zu den prominenten Gastmusikern auf „Del Rio A La Mar“ zählt auch Carles Benavent (E-Bass). Seine Komposition „De Perdidos Al Rio“ ist ein weiteres Stück, in dem ein Fluss eine metaphorische Rolle spielt. Der Titel bezieht sich auf die alte spanische Redewendung „de perdidos al rio“, was so viel bedeutet wie ohne Steuerhilfe auf einem Fluss zu navigieren.

Mit diesem dritten Bigband-Album hat Bernard van Rossum die Flamenco-Musik, die ihm so sehr am Herzen liegt, weiter vertieft. „Das Eintauchen in die Essenz des Flamenco hat zu verschiedenen Kompositionen geführt“ sagt er. „Das sind verschiedene Stile innerhalb des Flamenco. Einige dieser Rhythmen verwende ich auf diesem Album zum ersten Mal.“ Auf dem Album „Del Rio A La Mar“ (VÖ 7.10.22) präsentiert van Rossum traditionelle Muster, denen er durch Harmonie, Form und Orchestrierung seine eigene Note verleiht. Anspieltipps: „Alegrias Del Alba“ und „Del Río A La Mar“ (Photo © uk-promotion)