Woche 48/2022
Britta Virves
Juniper (Heartcore Records)
Britta Virves ist eine preisgekrönte Pianistin und Komponistin aus dem estländischen Saaremaa, lebt in Stockholm wo sie mit vielen der besten schwedischen Jazzmusiker zusammengearbeitet hat. Zusätzlich zu ihren eigenen Gruppen tritt sie mit den für den Grammy nominierten Künstlern Joakim Milder und der Norrbotten Big Band auf.
Ihr Debütalbum „Juniper“ präsentiert ein intimes Porträt von Virves‘ Entwicklung als Künstlerin. Die zehn darauf enthaltenen Tracks sind emotional klare und harmonisch moderne Meditationen über Virves‘ Suche nach Räumen, die sie inspirieren und ihre Kreativität nähren. Den auf dem Cover abgebildete Wacholder findet man überall auf Saaremaa, der Insel, auf der Virves geboren wurde. Der winterharte Baum ist für sie zu einem Symbol für Widerstandsfähigkeit und Schutz geworden, das sie mit der Erinnerung an ihre Heimat verwurzelt.
„Saaremaa“ ist eine zarte Klavierballade, durchdrungen von Wärme und einer eindringlichen Sehnsucht nach der Heimat. Jonas Bäckman (dr) und Jon Henriksson (b) unterstützen Britta Virves‘ Klavier mit einem einfühlsamen rhythmischen Kontrapunkt, so als würden Freunde die Geschichten ihrer Kindheit teilen. Dieser tief emotionale Sinn für Geschichten und Orte prägt viele der Kompositionen auf „Juniper“.
„Rush Hour„, ein Stück, das mit der Energie des frenetischen Stockholmer U-Bahn-Systems explodiert, wird von Henrikssons und Bäckmans unerbittlichem Swing angetrieben. Songs wie „Downton“ und „Paris“ sind durchdrungen von der Sorgfalt des entdeckenden und staunenden Blicks eines Touristen, der sich in eine neue Umgebung verliebt. Die eindringlichen Rhythmen von „Enigma“ sind ein minimalistisches Loblied auf die Schönheit der Eiskristalle, die Britta Virves an einer kalten Fensterscheibe in einer winterlichen schwedischen Nacht entdeckt.
Andere Songs wie „A Thousand Eyes“ und „Starry Night“ nehmen eine Widescreen-Perspektive ein, indem sie mit einem weitreichenden kosmischen Blick zu den Sternen aufsteigen und wieder auf die Erde hinunterblicken. Virves‘ zarte Melodien, Henrikssons sonorer Bass und Bäckmans elegante Beckenwirbel beschwören die Erhabenheit eines Abendhimmels voller strahlend weißer Sterne herauf.
Durch dieses Album erfahren wir vielleicht ein kleines Fragment dessen, was es heißt, gemeinsam auf einem durch den Weltraum schwebenden Felsen zu leben. Aus menschlicher Sicht ist das eine enorme Perspektive, aber wie Virves zeigt, kann es aus kosmischer Sicht eine winzig kleine und wunderbare sein.
Britta Virves ist eine der gefragtesten jungen Pianistinnen des schwedischen Jazz, sie präsentiert ihr Debütalbum Juniper, ein zutiefst autobiografisches Werk,
zusammen mit Jonas Bäckman am Schlagzeug und Jon Henriksson am Bass, mit Kurt Rosenwinkel an der Gitarre als Gast. Anspieltipps:“Starry Night“ und „Blues“. (Photo: Q-rious)