Woche 05/2024
LINA
Fado Camões (Galileo MC)
Eine unverwechselbare, ausdrucksstarke Stimme, raumgreifende Musik auf der Basis des Fado. Das ist „Fado Camões“, das neue Album der portugiesischen Sängerin und Komponistin LINA. „Fado Camões“ ist eine einzigartige Komposition, die auf der klassischen Poesie von Portugals berühmtestem historischen Dichter Luís Vaz de Camões basiert. und folgt auf das von der Kritik gefeierte Album „Lina_Raül Refree“, das die Lieder von Amália feierte.
Für ihr neues und sehr persönliches Album hat sich LINA mit dem britischen Produzenten und Musiker Justin Adams zusammengetan. Die Texte stammen aus ihren langen Recherhen über Luís Vaz de Camões: „Ich wurde neugierig, ich wollte mehr wissen, jenseits der ‚Lusíadas‘ oder der ‚Sonetos‘, und ich entdeckte, dass die Themen von Camões – Veränderung, Kindheit, Liebe, Liebeskummer oder die Beschreibung der Natur – in den Kontext des Fado und seine Metrik passen.“
Der portugiesische Dichter und Essayist Nuno Júdice beschreibt das Zusammenspiel von Lyrik und Stimme wie folgt: „Nur eine perfekte Stimme kann ein perfektes Gedicht singen. Die Art und Weise, wie sie zusammenwirken, lässt uns jenseits von Zeit, Instrumenten und Worten den Gesang der Poesie selbst hören“.
Dieses perfekte Zusammenspiel ist auch in der Musk von LINA hören. Es ist mehr als Fado, mehr als eine portugiesische Identität, es ist die Rückkehr zu jenem iberischen Geist, der Portugal bis zum 17. Jahrhundert prägte, den wir jetzt wiedergeboren sehen. Die Interpretation ist von unvoreingenommener Reinheit geprägt, in der Portugiesisch und Galicisch in völliger Harmonie zusammenkommen, wie im galicisch-portugiesischen Ursprung der beiden Sprachen, die heute autonom sind.
Es ist sowohl eine neue als auch eine vertraute LINA, die in „Fado Camões“ zu erkennen ist. Die schlichte Eleganz der jüngsten Vergangenheit ist immer noch da, aber jetzt gibt es eine neue Räumlichkeit, in der die Stimme inmitten einer Stille aus Klavier und Gitarre hervorsticht. Zu den Musikern auf „Fado Camoes“ gehören Pedro Viana an der portugiesischen Gitarre, der Engländer John Bagott, der bereits mit Massive Attack, Portishead und Robert Plant zusammengearbeitet hat, an Klavier und Keyboard sowie Ianina Khmelik, die bei zwei Liedern die Geige spielt.
LINA selbst sagt über „Fado Camões“: „Im Vergleich zu meinen vorigen Alben geht es hier mehr um die Sprache, die Poesie und die Struktur der Gedichte von Camões, die mit dem Fado kombiniert werden können. Bei der anderen ging es mehr um die Musik, den Klang, die Texturen“. Obwohl „Fado Camoes“ ein eher persönliches Werk ist, gibt es auf dem Album dennoch eine Reihe von Kollaborationen, wie mit der portugiesischen Sängerin Amélia Muge, die die Musik und den Text für das Lied „Senhora minha“ geschrieben hat und auch bei der Adaption des Textes eine wichtige Rolle spielte. „Nichts wird allein gemacht“, so LINA. Anspieltipps: „Desamor“ und „Amor É Um Fogo Que Arde Sem Se Ver“.