Woche 07/2024

KW 07 – David Nance & Mowed Sound

s.t. (Third Man Records)

“Gute Künstler leihen, großartige Künstler stehlen” dieses Picasso-Zitat passt in einer eigenartigen Weise zu David Nance. Der aus Nebraska stammende Songwriter hat in der Vergangenheit durch die Imitation anderer zu seinem eigenen Sound gefunden. Er hat ganze Alben der Beatles oder der Rolling Stones gecovert und ihnen seinen ganz eigenen Anstrich gegeben. “8 Days a Week” wird zum Punkstück und der Stone-Klassiker “Angie” zu einer Mischung aus Fahrstuhlmusik und Noise-Punk.

Auf dem selbstbetitelten Album “David Nance & Mowed Sound” (VÖ 9.2.2024) geht es weniger abstrakt zu: Roots-Rock gepaart mit Blues und Country bestimmen den Sound des neugegründeten Projekts, das neben David Nance noch aus James Schroeder, Kevin Donahue, Dereck Higgins und Sam Lipsett besteht.

David Nance‘ Veröffentlichungskadenz ist hoch. Im Schnitt veröffentlichte der in Omaha//Nebraska beheimatete Songwriter in seiner Karriere mehr als ein Album pro Jahr. Früh begann er in einer Marching Band zu spielen, bevor er eine fast 180 Gradwende zum Punk machte. Mitte der 2000er war er lebhaftes Mitglied von Omahas Garage-Punkszene. Sein erstes Album “More Than Enough” erblickte 2016 die Öffentlichkeit. Darauf sind immer noch Punkanleihen zu hören. Die finden sich aber hauptsächlich in der DIY-Produktion des Albums.

“More Than Enough” ist deutlich zugänglicher als Nance’ vorher erschienen Coveralben. Bevor er seine eigene Musik veröffentlichte, hat Nance komplette Alben anderer gecovert. Unter anderem hat er “Beatles For Sale”, “Goat Head Soup” der Stones oder Lou Reeds “Berlin” in ein Punk/Noise-Kleid gesteckt und sich so mindestens eine Klage der Rolling Stones eingehandelt.

Eine ständige Konstante, egal wie sehr sich die Gegenstände seiner Alben änderten, ist der etwas rumplige Lo-Fi/DIY Sound, der auf all seinen Alben zu hören ist. Dieses Markenzeichen ist auch auf “David Nance & Mowed Sound” zu hören. Es bewegt sich aber genretechnisch in einer anderen Sphäre als die Solowerke, die er bisher veröffentlichte. Die Vorgänger haben sich an der Rock- bzw. Punk-Vergangenheit von Nance orientiert. Das neue Album steuert in eine Roots/Blues-Rock Richtung, die den ländlichen Spirit des von den Great Plains geprägten Nebraskas einfängt. Im Sommer wird die Band nach Deutschland kommen und diesen Sound auch live auf die Bühne bringen. Anspieltipps: „Cure vs Disease“ und „In Orlando“.