Woche 18/2024

KW 18 – St. Vincent

All Born Screaming (Virgin)

Multitalent Annie Clark, alias St. Vincent, bezeichnet die Musik auf ihrem neuen Album „All Born Screaming“ (VÖ 26.4.2024). als Post-Plague-Pop. “Auf dieser Platte gibt es keine Drogen, auch keine Abstraktion. Stattdessen geht’s direkt zur Sache, rein ins Fleisch, rein in diesen Lebenshunger, auch wenn’s brutal wird. Denn das Leben ist schließlich brutal.”, so Annie Clark zu ihrem neuen Album „Im Gegensatz zum 70er-Cosplay des Vorgängers präsentiert Clark dieses Mal keine Ästhetisierung von Schmerz, auch kein vertontes Konzept von Verlust. Mit der neuen Platte wolle sie “die Leute einfach richtig krass fertigmachen”, stellt sie klar. Schon der Album-Titel verweist darauf, dass wir alle schreiend zur Welt kommen“.

Was für beides zugleich steht: einen bejammernswerten Zustand, aber auch für genau diese Akzeptanz, dieses ‘gehört nun mal dazu/lässt sich halt nicht ändern…’. „Wenn man mit einem Schrei zur Welt kommt, ist das doch ein gutes Zeichen“, gibt sie abschließend zu bedenken, “schließlich bedeutet es, dass man atmet. Dass man lebt. Mein Gott! Pure Freude… aber eben auch ein Protest. Wir alle kommen gewissermaßen protestierend auf die Welt. Es ist grausam, am Leben zu sein. Und es ist eine unfassbare Freude, am Leben zu sein. Es ist alles zugleich.”

Passend dazu ist „All Born Screaming“ auch das erste Studioalbum, das Annie Clark komplett selbst produziert hat (nachdem sie bei sämtlichen Vorgängern als Co-Producerin beteiligt gewesen war). “Bei dem hier musste ich einfach ganz allein durch die Flammen gehen”, findet sie. “Anders hätte diese Suche zu nichts geführt. Ich musste allein mit mir selbst in einem Raum sitzen, drauflos singen, mit modularen Synthesizern herumspielen, Knöpfe drehen, Stromflüsse umleiten, und dann diese sechs Sekunden ausfindig machen, in denen alles passt – um daraus dann einen ganzen Song zu bauen. Ich bin regelrecht besessen, was Produktionen angeht. Natürlich hab ich das bei all meinen anderen Platten auch schon gemacht, aber dieses Mal wollte ich sowohl der allererste als auch der finale Filter sein, durch den das Material geht. Was auch bedeutet, dass ich mit all meinen Selbstzweifeln ganz alleine dasaß. Wie Bowie schon sagte: ‘Wenn du das Gefühl hast, dass deine Füße den Boden nicht ganz berühren – dann bist du am richtigen Ort, um etwas Aufregendes zu tun.“ Anspieltipps: „Violent Times“ und „The Power Is Out“.