Woche 20/2024

Villagers

That Golden Time (Domino)

Bei Villagers trügt der Name. Denn statt einer größeren Gruppe von Menschen oder zumindest einer klassischen Band steckt hinter dem Pseudonym eigentlich ausschließlich Singer-Songwriter Conor O’Brien. Jetzt veröffentlicht er sein neues Album „That Golden Time“.

Das neue Album präsentiert O’Briens typisches melodisches Gespür, seine Gabe für gleichzeitig lebendige und subtile Arrangements und Texte, die seine Hoffnungen, Ängste und Träume in fesselnde Poesie kleiden. Das Album ist nach seinem fünften Song benannt, der gleichzeitig die erste Single dieses Albums ist. “Ich wollte, dass sich die Wärme des Albums in seinem Titel widerspiegelt”, erklärt O’Brien. “Der Song berührt auch ein Thema, das immer wieder auftaucht: Romantik versus Realismus. Wie kann man ehrgeizige Vorstellungen von sich selbst und der Welt um sich herum haben, während man gleichzeitig mit der harten, kalten Realität konfrontiert wird? Diese Reibung hat mich interessiert.”

Nach den bandzentrierten Sessions des Vorgängers wurde der Solokern von „That Golden Time“ O’Brien nicht aufgezwungen. “Für mich hat That Golden Time eine verinnerlichte Stimme, so sehr, dass ich es fast unmöglich fand, jemand anderen hineinzulassen”, sagt er. “Es ist wahrscheinlich das verletzlichste Album, das ich je gemacht habe. Ich habe alles in meiner Wohnung eingespielt und aufgenommen und schließlich, gegen Ende, die Leute hereingebeten.”

Eingeladen wurden unter anderem die irische Legende Dónal Lunny [Planxty, The Bothy Band] an der Bouzouki, der amerikanische Songwriter und Multiinstrumentalist Peter Broderick an der Violine und eine Gruppe von Musikern, die O’Brien zum ersten Mal bei einer Live-Hommage an eine seiner großen Lieben, den italienischen Komponisten Ennio Morricone, performen sah und hier nun die Sopranstimme, Bratsche und Cello beisteuerten.

Die unaufdringliche Poesie in „That Golden Time“ wird mühelos von wunderschönen Melodien und erhabener Instrumentierung getragen. In “No Drama”, als der Erzähler um eine Pause von der Wechselhaftigkeit des Lebens bittet, setzt O’Brien ein orchestrales Anschwellen mit einem Aufruf zu stiller Schönheit und Frieden gleich.

Als das Album mit “Money On The Mind” zu Ende geht, finden wir einen Moment der Gelassenheit mit einem Hoffnungsschimmer. Die allerletzte, sanft gesungene Zeile lautet: “My money’s on the mind, truth be told”, ein Appell an die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Geistes. Die Motte mag verwirrt sein, aber sie schwenkt die Flamme, um einen weiteren Tag zu leben. Anspieltipps: Behind The Curtain“ und „Firts Respnder“.