
Woche 22/2025
AMOA
Fäll Be Kind (Radikales Music)
AMOAs Artpop hat ein Faible für Jazz und eine unverhoffte Liebschaft mit den 70er Jahren. Moderne Pop-Elemente werden mit experimenteller Komposition und herausragenden Vocals vermischt.
In ihrem zweiten Solo-Album, „I’ll Be Kind“, vertont die Basler Künstlerin ihr Innenleben – und bleibt dabei immer ehrlich, aber nie ganz fassbar. Mal schleicht die Musik genüsslich, mal trabt sie davon und immer wieder bleibt sie stehen und fleht die Hörenden an. Liebe, Selbstzweifel, Tod und eine endlose Suche nach dem richtigen Umgang mit sich selbst sind die Motive, die sich durch das Album durchziehen.
Auf den ersten Blick scheint diese Thematik universal, doch AMOA lädt Hörende dazu ein, tiefer mit ihr einzutauchen. In ihrer Welt bleiben Gegensätze bestehen, Schattenseiten werden nur sichtbar, wenn man genauer hinsieht, und Liebe kann an den unscheinbarsten Orten gefunden werden. Auch in der musikalischen Umsetzung schwimmt AMOA gegen den Strom.
Dank ihrer schier endlosen Palette an Vocals schafft sie es, in jegliche Rolle zu schlüpfen und damit ihren Songs eine lodernde Dringlichkeit zu verleihen. Besonders glänzt sie im Falsetto, das sie gezielt einsetzt. Leidenschaftlich, düster und trotzig ist die Reise, die AMOA in ihren sieben Tracks auf ihrem Album macht.
Gerade der Start des Albums, „Last Song“, ist so unmittelbar, dass man beim Hören komplett verstummt. Die melancholische Liebesbekundung kommt wehleidig, aber entspannt rüber. Kontrastiert wird diese Hauptmelodie von den wiederkehrenden Whistle-Tönen, die wie ein unerwartetes Echo im nächtlichen Bergwald klingen.
Auf «Not Tonight», in dem die Sterblichkeit ins Zentrum rückt, beweist sich AMOA im Songwriting. Einfach und doch einprägsam setzt sie sich damit auseinander, dass sie eines Tages die Welt verlassen wird. Begleitet wird sie dabei von einer Basslinie, die bis auf die Knochen einfährt.
Zum Schluss des Albums ist es wieder AMOAs Stimme, die der Musik den letzten Schliff verleiht. Als sie im Titelsong „I’ll ne kind“ lange in den hohen Tönen bleibt, hört sich ihre Stimme an, als würde ein letzter Sonnenstrahl vor dem Sturm durch eine Wolkendecke durchbrechen. Einen besseren Full Circle Moment könnte es kaum geben. Anspieltipps: „Affection“ und „his Time It’s Dark“.