Woche 39/2024
Carmen Souza
Port’Inglês (Galileo MC)
Das Album „Port’Inglês“ versammelt musikalische Erzählungen über die besondere Kultur der kapverdischen Inseln und ihrer Bewohner. Carmen Souza nimmt sich dieser unerzählten Geschichten über die britische Vergangenheit auf den Kapverden und den langen Kampf der Entkolonialisierung in ihrem ganz eigenen Stil an.
Mit dem Jazz als Sprache und Ausdruck der Freiheit für alle Kulturen bewegt sich die Sängerin in traditionellen Rhythmen wie Funana, Contradança, Morna oder Mazurka. „Port’Inglês“ steht als Spiegelbild für die Vielschichtigkeit der Kapverden und erscheint in dem Jahr, indem Portugal den Jahrestag der Nelkenrevolution feiert. Der Militärputsch stürzte am 25. April 1974 die autoritäre Regierung von Estado Novo und öffnete die Tür zur Unabhängigkeit von Portugal.
Nach mittlerweile 16 Jahren im Vereinigten Königreich nutzt Carmen Souza ihre Musik, um die nicht auf den ersten Blick erkennbaren Verbindungen zwischen ihrer Heimat Kap Verde und Großbritannien forschen. Inspiriert von ihrer Arbeit über die britische Präsenz auf den Kapverden hat sich Carmen Souza auf eine sehr persönliche und musikalisch bereichernde Reise begeben.
In einer Sammlung origineller Kompositionen, die tief im Geist der Inseln verwurzelt sind, erzählt sie Geschichte über die Begegnung zwischen den beiden Kulturen und deren nachhaltige Auswirkungen auf die Inselgruppe de nach Jahrhunderten englischer Präsenz. Diese Reise ist ein Beweis für ihre Leidenschaft und Hingabe an ihr Handwerk und lädt das Publikum dazu ein, an ihrer musikalischen Entdeckung teilzuhaben.
Über das Werden des Albums sagt Carmen Souza: “ Für diese musikalische Suite habe ich mich von kapverdischen Erzählungen inspirieren lassen. Während meiner Recherchen für meine Masterarbeit habe ich versucht, dieser historischen Periode ein musikalisches Gesicht zu geben. Das Album behandelt Themen wie kulturelle Identität, Widerstand, Kolonialismus und den andauernden Kampf um die Entkolonialisierung, wobei die Verbindung zwischen den Kapverden und dem Vereinigten Königreich im Fokus steht. Als Inspiration dienten Volkserzählungen, Geschichten über das Meer und den ein oder anderen britischen Sea Shanty“.
Wie die Bewohner ihrer Inseln ist auch die Musik der Kapverden kulturell vielseitig. Zusammen mit ihrem musikalischem Partner Theo Pascal feilt Carmen Souza seit mehr als zwei Jahrzenten an einem unverwechselbaren Sound. Stark beeinflusst vom Jazz entsteht eine kreolische Musiksprache mit ausgeprägter lusophoner/kapverdischer DNA. Ihre Musik von „Port’Inglês“ hat noch nie so gut in die pulsierende Jazzszene Großbritanniens gepasst, wo der Jazz seinem multikulturellen Publikum viel näher und den unterschiedlichsten Einflüssen offener gegenübersteht.
Die Improvisationen ihrer ausgezeichneten Band lassen die Grenzen zwischen den kulturspezifischen Musikstilen immer weiter verschwimmen. Darüber legt sich Carmen Souzas Stimme in einer Vielzahl strukturierter Register, die die Feinheiten ihres Ausdrucksspektrums ausloten. Die Symbiose aus Gesang und Instrumentierung wirkt direkt und klar und verleiht jedem Lied ein Gefühl von Lebendigkeit. Eine Gruppe talentierter Musiker portugiesischer und britischer Herkunft tragen zum reichen musikalischen Teppich bei. Anspieltipps: „St. Jago“ und „Moringue“.