European Guitar Quartet - Cover (c) ub-comm

Woche 45/2024

European Guitar Quartet

Fourtune (Doctor Heart Music)

Was passiert, wenn sich befreundete Musiker abseits der üblichen Tour-Routine begegnen? Das European Guitar Quartet ist ein gutes Beispiel dafür: Zwei jeweils befreundete Musiker, keiner hatte zuvor mit dem anderen gespielt. Aus einer Laune heraus entstand bei einem langen Festival-Ausklang die Idee eines Trios, das bald zum Quartett werden sollte. Es ist ein Herzensprojekt, um die Freundschaft auch musikalisch zu füllen – und nicht zuletzt, um einen Grund für die nicht enden wollenden gemeinsamen Abende zu haben.

Die „Geburt eines neuen strahlenden Sterns am Konzerthimmel“ schrieben die Dresdner Neueste Nachrichten nach dem Debüt-Konzert des European Guitar Quartet im Frühjahr 2012. Es folgten das Album „Danza“ im Mai 2014 und mehr als 60 Konzerte in 17 Ländern über die nächsten Jahre, darunter in bedeutenden Spielstätten wie dem Concertgebouw Amsterdam, der Kaufmann Concert Hall in New York und der Tchaikowski Hall in Moskau, sowie bei Festivals wie dem Bergen Music Festival (N), dem Ravinia Festival Chicago (USA), dem Monterrey Guitar Festival (MEX) oder der Calcutta Central Hall in Indien.

Zehn Jahre nach dem letzten Album veröffentlichten die vier vielbeschäftigten Gitarristen Zoran Dukic aus Kroatien, Pavel Steidl aus Tschechien, sowie Thomas Fellow und Reentko Dirks aus Deutschland am 25.10.2024 ein zweites Album. Es trägt den mehrdeutigen Namen „Fourtune“, in dem das Quartett mit Facetten von „Vierklang“, „Glück“ und musikalischem „Reichtum“ spielt.

Auch an die vier charakterlich unterschiedlichen Musketiere muss man unweigerlich denken, wenn die Musiker, ohne Kompromisse zu machen und mit ‚beaucoup de fortune‘ die Musik von Frank Zappa und Harry Belafonte in abgedrehte Konzertmusik verwandeln und dabei vergessen machen, dass es sich um Musik auf klassischen Instrumenten handelt.

Stets mit einem verschmitzten Grinsen ob der gewollten Überraschungen und Wendungen in ihrer Musik und der puren Freude, wenn sie eine ihrer seltenen musikalischen Begegnungen zelebrieren können, gehen die vier ihrer selbstgesetzten Aufgabe nach, die konzertante Tradition des Instruments mit den expressiven, dynamischen Klängen der Moderne zu verbinden. Ein Gipfeltreffen der Gitarrenmusik, bei dem zwei Legenden der klassischen Gitarre und zwei Fingerstyle-Virtuosen Grenzen überschreiten und aufheben.

„Fourtune“ liefert zeitgemäße Verschmelzungen von Konzertmusik, globaler Musik und Jazz. Es wird gescattet, gesprochen und Obertöne werden gesungen, und mit allerlei Zubehör unerhörte Klänge auf die Gitarren gezaubert. So wirbeln die musikalischen Charakterköpfe in erstaunlicher Eintracht durch die insgesamt elf Tracks des Albums, deren unterschiedlicher kaum sein könnten. Anspieltipps: „Father O‘Blivion“ welche „Choral De Uma Nota“.