Woche 08/2023
Inga Lühning & André Nendza
Hodgepodge Vol. 1 (Jazzsick)
Nach ihrem Debütalbum „NoteSpeak (Amori e Tragedie In Musica)“ aus dem Jahr 2020, das vom Downbeat Magazine als eine der besten Platten des Jahres bezeichnet wurde, präsentiert die multidisziplinäre Geschichtenerzählerin Lisa Marie Simmons zusammen mit ihrem langjährigen künstlerischem Weggefährten Marco Cremaschini ihr zweites Album „NoteSpeak 12″ (VÖ 24.02.2023).
Als Dichterin, Essayistin und Singer/Songwriterin bringt Lisa Marie Simmons die reichhaltigen Erfahrungen ihres Lebens und ihrer vielseitigen Karriere zusammen, um eine entspannte, persönliche und bewusste Erzählung ihrer Geschichte zu liefern.
Als Überlebende mehrerer schwieriger Pflegefamilien und Adoptionen ist ihr beharrlicher Wunsch, im Angesicht des Leidens Freude zu entdecken (und zu bewahren), „ein helles Licht in einer oft dunklen Welt“ (Louis H Marks, Ropeadope Records). Ihre Texte meditieren in Inhalt und Form (Sonette, freie Verse, Rondeau Prime und andere) über die Allgegenwärtigkeit der Zahl 12 und ihrer verschiedenen weltlichen Inkarnationen: Im Islam, im jüdischen Christentum, in der Astrologie, in der Physik und ihrer metaphysischen Darstellung von Harmonie, Empathie und Einheit.
Marco Cremaschinis Kompositionen versuchen, die Distanz zwischen westlicher klassischer und panafrikanischer traditioneller Musik zu überbrücken, indem sie die dodekaphonische (12-Ton-Skala) Komposition, die von Schönberg und Stockhausen populär gemacht wurde, und den Afrobeat als Fallstudien verwenden, um jeden kulturellen Außenposten zu repräsentieren. Die Musik verbindet komplexe Arrangements für große Ensembles mit Freiheit, Improvisation und Spontaneität und hat einen sicheren Sinn für Raum, Atem und Kontrast.
NoteSpeak 12″ ist ein kühnes, faszinierendes Werk, das von den Konzepten der Einheit und Verbindung getragen wird. Auf den Spuren von Künstlern wie Gil Scott-Heron und The Last Poets wechselt die Musik ständig zwischen verschiedenen Stilen, von geradlinigem Jazz über Hip-Hop, Gospel und Funk bis hin zu klassischer Musik des 20. Jahrhunderts, und doch scheint sie stets zu grooven.
Selbst definiert als „Multi-Level-Jazz-Hybrid“, ist NoteSpeak 12 mehr als nur vertonte Poesie oder umgekehrt. Es ist ein Gespräch zwischen den beiden Kunstformen und eine Erkundung der menschlichen Erfahrung. Anspieltipps: „Sparkler“ und „The Longest Night“. (Photo © Ropeadope)