Woche 28/2023
Marcos Coll
Nómade (Galileo MC)
Mit einer bereits 30 Jahre andauernden Karriere als Bluesmusiker, in der er einige Legenden des Genres auf Festivals in der ganzen Welt begleitet hat, veröffentlicht Marcos Coll ein Album, das ihn zu seinen musikalischen Wurzeln bringt und ein Crossover an Liedern präsentiert, die er auf einer der bekanntesten und wichtigsten Mundharmonikas der Welt spielt.
Von galicischen Muñeiras über Coplas C astellanas bis hin zu Boleros oder Norteñas Mexicanas bringt er Stile und Rhythmen zusammen, die bei jeder Pilgerfahrt in seiner Heimat Galicien zu hören waren. Unterstützt wird er von Jairo Zavala (Depedro), der das Album produziert hat und mit seinen beiden Bandkollegen Hector Rojo und Martin Bruhn als Musiker zu hören ist.
Die Idee zu dem Album entstand bei einer Aufnahmesession für das Depedro Album „Máquina de Piedad“, bei dem Marcos Coll bei ein paar Tracks als Gastmusiker mit seiner Mundharmonika zu hören ist. Ein paar Monate später wurde das Projekt bei einem erneuten Treffen mit Jairo und seinem Manager konkret geplant.
Obwohl Marcos Coll mit einigen Legenden der Blues-Szene gearbeitet hat und wahrscheinlich mehr über die Geschichte, Musiker und Daten zum Thema Blues wusste, war ihm klar, dass er diese Musik wohl nie so spielen wird können wie seine afroamerikanischen Kollegen, da es nicht die Kultur war, mit der er aufgewachsen ist.
So entstand die Idee sich auf seine Wurzeln zurückzubesinnen, und musikalisch die Orte und Einflüsse zu bereisen, die ihn geprägt haben. Wichtig war dabei die Erkenntnis, sich nicht weiter in die Traditionen zu vertiefen, sondern vielmehr die Erinnerungen an die Musik in den Vordergrund treten zu lassen, um sietatsächlich zu fühlen. Melodien, die er seine Großmutter tausende Male summen hörte und Rhythmen, die er schon als kleiner Junge auf dem Tisch geklopft hatte, wurden so zur Grundlage seines Albums.
Der Titel des Albums Nómade steht als Metapher für die vielen Orte, Wege, Düfte und Geschmäcker, die er auf seinem Lebensweg in sich aufgenommen hatte. Die Mundharmonika ist dabei der ideale Begleiter, da es wie kein anderes Instrument Gefühle transportieren und Landschaften musikalisch erlebbar machen kann. So reist das Album musikalisch von Galicien, wo Marcos aufgewachsen ist, und zeigt in „Cita en la Romeraía (Intro)“ die unterschiedlichen Stile, die so bei jeder traditionellen Fiesta in Galicien zu hören sind. Der Titel „Aceituna Mocita“ ist die Bearbeitung eines Liedes von Luis Rius Zunon aus La Mancha, der Heimat seines Onkels, von wo es bei „Al Son de esa Jarocha“ mit einem Mix aus Jota Manchega und Son Jarocho für den Marcos den Text geschrieben hat, nach Mexiko geht.
Hier kam sein Freund und Wegefährte Emiliano Juarez ins Spiel, mit dem er bei den Los Reyes del KO und Los Mighty Calacas Blues mit Cumbia, Bolero oder mexikanischer Musik gemischt hat. Seinen Einfluss auf Marcos Musik kann man in „Vamos pal Piripipau hören“. Zu seinen Lieblingssängerinnen, denen er bis zum Ende seines Lebens zuhören könnte, zählt Cesaria Evora. Die wunderbare Interpretation ihres Klassikers „Sodade“ ist seine Hommage an diese wunderbare Künstlerin. Den Schluss dieser beeindruckenden musikalischen Reise von Spanien nach Lateinamerika und zurück bildet dann das Outro mit einer Improvisation über einen Loop von galicischen Tamburinen.
„Nómade“ ist das zweite Solo-Album eines Musikers, der seine kulturellen Prägungen und Erfahrungen zusammen mit hochkarätigen und großartigen Musikern zu einem von der ersten Sekunde an spannendem Album verarbeitet hat. Anspieltipps: „Barcia de Mera“ und „Nópmade“.