Woche 33/2022

Meschiya Lake & The New Movement

Looking The World Over (Sungroove Records & Syncopation Society)

Meschiya Lakes neues Album „Looking The World Over“ ist für die mehrfach preisgekrönte Sängerin und Musikerin in zweierlei Hinsicht eine Premiere: zum ersten Mal veröffentlicht sie eines ihrer Alben auf Vinyl und das erste Mal ist sie alleinige ausführende Produzentin eines ihrer Alben in Europa.

Das Album ist im März 2019 in Berlin eingespielt worden. Meschiya stellte dafür mit ‚The New Movement‘ ein internationales Ensemble aus in Berlin beheimateten Jazzmusikern zusammen, die das komplette Vokabular vom traditionellen bis zum zeitgenössischen Jazz beherrschen: Saxophonist Eldar Tsalikov (RUS), Trompeter Laurent Humeau (FR), Posaunist Carlos Santana (ES), Bassist James Banner (UK), Schlagzeuger Ugo Alunni (IT) und der in New Orleans lebende Gitarrist Leo Forde (Schottland). Sein Bruder Declan Forde ist bei zwei Stücken am Klavier zu hören.

Mit „The Place I Call Home“, einer Hommage an ihre Wahlheimat New Orleans und dem ihrer Tochter gewidmeten Stück „My Sweet Little Girl From New Orleans“ sind zwei Originalkompositionen auf dem Album. Beide schrieb Meschiya Lake gemeinsam mit Ko-Produzent François Perdriau.

Dazu kommen bekannte Stücke wie die erste Single „Enjoy Yourself“, über die sie angesichts der vor Beginn der Pandemie getroffenen Auswahl sagt: „Was für ein düster-komödiantisches Timing“, sowie Musik zwischen Rocksteady, Western Swing und traditionellem Jazz, von Duke Ellington über Jimmie Rodgers bis zu Memphis Minnie, die allesamt neue Facetten von Meschiyas Schaffen ins Rampenlicht rücken. „Das Spektrum des Jazz reicht von Ellington bis hin zu wirklich albernen Melodien, und ich denke, wir haben ein bisschen davon auf der Platte eingefangen…” so Meschiya Lake, über die Offbeat schrieb: „…eine der kraftvollsten, ausdrucksstärksten und verführerischsten Sängerinnen der Gegenwart”.

Die Rocksteady-Elemente entwickelten sich erst während der gemeinsamen Proben, wodurch die oft dunklen Texte eine neue Textur und eine gewisse Fröhlichkeit annahmen, wie Lake feststellt: „Im traditionellen New Orleans Jazz gibt es manchmal sehr düstere Texte gepaart mit sehr fröhlich klingender Musik, so dass man die Trauer verarbeiten und austanzen kann und durch die Trauer hindurchgeht und nicht um sie herum“.

Dabei ist es Meschiya Lake wichtig, dass man sich als Künstler nicht einfach nur die Ästhetik eines Genres oder einer Epoche aneignet, sondern dem Publikum mit Respekt vermittelt, von wem die Originalstücke stammen und unter welchen Umständen sie entstanden sind.

Auch wenn das Album einen exzellenten Eindruck dessen vermittelt, was die Musiker auf der Bühne an Spielfreude und Improvisation präsentieren (wie das ein oder andere Video im Netz erkennen lässt); wenn sich die Gelegenheit bieten sollte, die Band live zu erleben, man sollte diese dringend nutzen. Bis dahin: Platte besorgen und hören, hören, hören … Anspieltipps: „I Got It Bad (And That Ain`t Good)“ und „The Place I Call Home“.

(Photo © ub-comm)