Woche 09/2025

Polly Paulusma

Wildfires (One Little Independent / Bertus)

Im Zeitalter der Ermüdung und schwindender Aufmerksamkeitsspannen durch soziale Medien, ruft Polly Paulusma dazu auf zu entschleunigen. „Wildfires“ (28.2.25), ist das sechste Album der Engländerin und gleichzeitig ihr längstes. Über fast zwei Stunden erstreckt sich das Werk auf drei Platten. Grund dafür sind die Prologe, die Polly gemeinsam mit Ethan Johns aufgenommen hat. In Höhlen, an Flüssen, in Kirchen oder im Wald sind die beiden unterwegs gewesen, um die Gedichte über Liebe in all seinen Formen mit den richtigen Geräuschen zu untermalen.

Polly Paulusma bewegt sich auf „Wildfires“ durch eine fein arrangierte Wiese reichhaltiger und vielschichtiger Instrumentierung. Ein intimes und nachdenkliches Album über die vielen Facetten der Liebe, die einfachen sowie die schweren Zeiten. Wie immer sind ihre wortgewandten und gefühlsbetonten Texte und ihre Fähigkeit, die tiefste Verletzlichkeit mit lebhaften, manchmal nostalgischen Bildern zu vermitteln, auch hier erstaunlich.

Die Länge von „Wildfires“ ist ein Beweis für das Vertrauen, das Produzent EthanJohns in die Qualität des Inhalts hatte, wie Polly erklärt: „Es ist ein langes Werk, viel länger als ich erwartet hatte, es sind 19 Songs. Ich will das ganze Gerede nicht hören, dass wir uns nicht länger als 30 Sekunden konzentrieren können. Wir setzen uns hin und schauen uns stundenlang Serien und Filme an, zwanghaft. Wir können mit der Langform umgehen. Als ich mit dem Produzenten Ethan Johns zusammenarbeitete, habe ich mich sehr bemüht, die Liste der Songs auf eine handlichere Größe zu reduzieren. Aber wie soll man sich entscheiden? Ich wollte, dass Ethan alle Optionen hört, damit er die stärksten Kandidaten auswählen kann. Ich schickte ihm 22 Lieder in einem Durcheinander, wie ein großer Wäschekorb Socken, ungefaltet, unsortiert, ich kannte die Reihenfolge nicht, aber ich wusste, dass diese Sammlung von Liedern eine emotionale Landkarte der jüngsten schmerzhaften Ereignisse in meinem Leben war.“

Die Songschreiberin erwartete eine radikale Kürzung der von ihr in Ethans Obhut gegebenen Songs. Doch der Engländer überraschte sie mit der Idee, alle Songs aufzunehmen. Er ordnete sie so, dass sie eine Geschichte von Liebe in allen seinen Facetten erzählt. Um den Songs Leben einzuhauchen, halfen Bassist Jon Thorne und Pianist Neil Cowley. Anspieltipps: “Eyes on the Road“ und „Last Night I Had A Dream“.