Stranded Horse - Cover © ub-comm

Woche 15/2025

Stranded Horse with Boubacar Cissokho

The Warmth You Deserve (Talitres)

Der aus der Normandie in Brighton, Bristol, Brüssel und Marseille mittlerweile wieder auf der normannischen Halbinsel Cotentin lebende Musiker und Sänger Yann Tambour begann Anfang der 2000er Jahre unter dem Künstlernamen Encre Alben und EPs zu veröffentlichen. Das Projekt kombinierte Streichersamples, Klavier und Stimme.

Ein paar Jahre später kehrte er dann zu seinem Ursprungs-Instrument, der klassischen Gitarre, zurück und experimentierte auch mit der Kora, für die er seine eigene Spieltechnik entwickelte. Kurz darauf baute er eine leichtere und kompaktere Version des Instruments, das unter einem neuen Bandnamen zum Einsatz kam und Yann mit seinen Singer-Songwriter-Songs kombinierte. Thee, Stranded Horse war geboren und verkürzte sich später einfach zu Stranded Horse.

Mit dem ersten Album Churning Strides wandte sich Tambour 2007 von den dunkleren Klängen des Vorgängerprojekts Encre ab, und wandte sich hin zu einer Mischung aus anglosächsischem Folk mit französischem Chanson und Mandinka-Musik, bei der sich die Arpeggios der klassischen Gitarre mit denen der Kora zu zeitlosen Klängen verwoben.

Im Rahmen einer Künstlerresidenz in Dakar machte Yann die folgenreiche Bekanntschaft mit dem auch Boubacar genannten Musiker Bocar Cissokho. In dessen Stammbaum findet man den Musiker vor, der die malische Kora nach Casamance gebracht hatte. Boubacar wurde 2016 nicht nur zum Ko-Autor von Tambours drittem Album Luxe, sondern ein essenzieller Bestandteil seiner musikalischen Reise. Nach einer wilden Eskapade in Form eines Grand Rodeo betitelten Album beim Label Ici D’Ailleurs ist Stranded Horse mit „The Warmth You Deserve“ (VÖ: 04.04.2025) nun wieder beim Label Talitres.

Mit dem auf der Halbinsel Cotentin geschriebenen und eingespielten Album kehrt Yann Tambour zu einer wunderbaren Einfachheit zurück, und auch eine neue Gelassenheit durchzieht seine Kompositionen, während Cissokhos charakteristisches Kora-Spiel sich wie ein goldener Faden durch das Album webt.

Auf den vorherigen Platten war Cissokhos Einfluss eher subtil, durch die mehr als zehn Jahre währende gemeinsame Bühnenpräsenz hat sich ihre musikalische Verbindung aber immer weiter vertieft. Auf allen der neun Stücke inklusive dem von Maxime Laope geschriebenen „Sous pied d’camélias“ wird das sichtbar. Ihre Saiteninstrumente tanzen miteinander in perfekter Harmonie in den auf das Wesentliche reduzierten Arrangements. Anspieltipps: „So High“ und „A Sigh By Your Side Rings Hollow“. (Cover © ub-comm)