Woche 27/2025

Sinne Eeg & Jacob Christoffersen

Shikiori (STUNT)

Nach zwei Jahrzehnten musikalischer Zusammenarbeit veröffentlichen die dänischen Jazz-Koryphäen Sinne Eeg und Jacob Christoffersen mit „Shikiori“ ihr erstes Duo-Album – ein Projekt, das in tiefer musikalischer Verwandtschaft verwurzelt ist, live in Japan aufgenommen wurde und in seinem Geist durch und durch menschlich ist. In einer Ära, die zunehmend von künstlicher Intelligenz geprägt ist, setzen Eeg und Christoffersen einen herzlichen Kontrapunkt: Musik, die atmet, schwankt, überrascht – und letztlich bewegt.
Angesichts der Tatsache, dass KI-generierte Kompositionen auf Streaming-Plattformen Einzug halten und Prognosen zufolge bis 2028 20 % aller Streaming-Einnahmen ausmachen könnten, ist „Shikiori“ ein bewusster Akt des Widerstands – eine warme Umarmung der Unvollkommenheit, Spontaneität und gemeinsamen Präsenz.
„Wenn es nicht von Menschen kommt, bewegt es uns nicht“, sagt Eeg. „Wir wollten etwas unverwechselbar Lebendiges machen. Dazu braucht es Vertrauen, Zeit und Präsenz, die Jacob und ich in 20 Jahren gemeinsamen Musizierens aufgebaut haben.“
Christoffersen schließt sich dieser Meinung an: „Eine der großen Freuden, mit Sinne zu spielen, ist, dass die Musik immer lebendig ist. Sie schafft den Raum dafür. Sie ist unvorhersehbar, und das macht sie real. Nach all den Jahren haben wir so etwas wie musikalische Telepathie – ich weiß immer, worauf sie hinaus will.“
Das Album wurde live in einem 150 Jahre alten traditionellen japanischen Haus namens Shikiori aufgenommen, das zum Konzertsaal umfunktioniert wurde, und fängt das Gefühl des Ortes ebenso ein wie den Klang. Das auf dem Land gelegene und von Bassist Seigo Matsunaga liebevoll restaurierte Haus strotzt nur so vor Seele: ein Shinto-Altar, ein verwittertes Klavier und ein Foto von Matsunagas Mentor Niels-Henning Ørsted Pedersen verleihen dem Raum eine stille Ehrfurcht vor Tradition, Handwerk und Gemeinschaft.
Nichts auf „Shikiori“ wurde programmiert, bearbeitet oder auf Perfektion poliert. Die Darbietungen durften atmen und wurden nur durch das intuitive Zusammenspiel des Duos und die Wärme des Raums um sie herum geformt.
Die Veröffentlichung fällt mit einem bedeutenden internationalen Meilenstein für Sinne Eeg zusammen: Im Frühjahr 2025 wurde sie mit dem französischen Orden für Kunst und Literatur ausgezeichnet – eine Ehre, die sie mit Persönlichkeiten wie David Bowie und Meryl Streep teilt und die ihren künstlerischen Einfluss über Kulturen und Kontinente hinweg würdigt.
Eeg, die im dänischen Jazz bereits ein Begriff ist, hat sich auch in Europa, den USA und Asien, vor allem in Frankreich und Japan, eine treue Fangemeinde aufgebaut. „Shikiori“ ist ein weiterer Schritt auf ihrer globalen Reise.
Das Album enthält Eigenkompositionen von Eeg und Christoffersen sowie ihre sehr persönlichen Interpretationen von Songs von Billy Strayhorn, Leonard Bernstein und Annie Lennox. Die Musik, in der sich lyrische Intimität und kühne Improvisation die Waage halten, ist geerdet und forschend – ein Ausdruck zweier Künstler, die es verstehen, zuzuhören, zu reagieren und gemeinsam etwas zu riskieren. Anspieltipps: „- Seems Like Yesterday“ und „Better Than Anything“.