Woche 18/2023

Masaa

Beit (Traumton Records)

Das Quartett Masaa begeistert seit vielen Jahren das Publikum in Ost (von Tunesien über Aserbaidschan bis ins türkische Izmir) wie West (von Spanien über Deutschland, wo die vier Musiker beheimatet sind, bis nach Großbritannien). Auf „Irade“, ihrem bislang letzten Album, feierte die Band den Einstand von Reentko Dirks, dessen Gitarrenkünste dem Gruppensound spektakuläre neue Klangfacetten hinzufügten. 2021 wurde das Album mit dem Deutschen Jazzpreis in der Kategorie Vokal-Album des Jahres ausgezeichnet, zudem erhielt der in Monheim bei Köln ansässige libanesische Sänger, Dichter und Komponist Rabih Lahoud den WDR-Jazzpreis.

Das am 28. April veröffentlichte „Beit“, das mittlerweile vierte Masaa-Album präsemziert die musikalische Tiefe der Band, ihre singuläre Klangsprache und den Gestaltungswillen aller Beteiligten. Stets bildet der eindringliche Gesang Rabih Lahouds, seine Ausdruckskraft über mehrere Oktaven bis in hohe Register, das Gravitationszentrum des Quartetts.

Eingebettet in nuancierte Arrangements, deren Dynamik live und auf Platte beeindruckt. Das unverkennbar im zeitgenössischen Jazz angesiedelte Spiel von Trompeter Marcus Rust spannt Bögen von lyrischen Passagen über rhythmische Phrasierungen hin zu spannenden Dialogen mit Lahouds Melismen; Rusts enormes Klangspektrum oszilliert von lautmalerischen über verschattete bis zu strahlenden (Mikro-)Tönen. Schlagzeuger Demian Kappenstein unterstützt und beflügelt mit leichter Hand, mal sensibel, mal lauernd bis energiegeladen. Dazu kreiert Reentko Dirks variable Klänge mit seiner speziellen Akustikgitarre.

Auf einem ihrer zwei Hälse spielt Dirks filigrane Pickings und zupackende Akkorde bis hin zu einer Flamenco-Vehemenz. Der zweite Hals ist teils mit Bass-Saiten und teils doppelsaitig bespannt, zudem gibt es in der oberen Hälfte des Griffbretts keine Bünde, was das Spiel von Glissandi und Vierteltönen erleichtert. So kommt Dirks dem Klang eines Kontrabasses und der arabischen Laute Oud nahe. Erstmals arbeitet Masaa auf Beit auch mit subtilen Streichern. Anspieltipps: „Mantra“ und „Dafa“. Am 14.Juli konzertiert die Band auch in der Region – im Rahmen ihrer ausgedehnten Deutschland-Tour auf der Landesgartenschau in Bad Gandersheim.