Woche 51/2022

Sarah Elizabeth Charles / Blank Canvas

(Stretch/Ropeadope)

Nachdem Sängerin Sarah Elizabeth Charles mit ihrer Band SCOPE 2012 mit dem Album “Red” debütierte und ihren künstlerischen Weg mit “Inner Dialogue” (2015) und “Free of Form” (2017) fortsetzte, hat sie begonnen, den Namen als mehr als nur einen Bandnamen zu betrachten. “Es ist ein Weg, meinen kreativen Raum zu identifizieren”, sagt sie und denkt über den nächsten Schritt in SCOPEs gemeinsamer Reise nach: das wunderbare neue Album „Blank Canvas“ (VÖ 30.11.2022).

“Ich sehe SCOPE eher als reflektierend”, fügt sie hinzu. “Es geht darum, die Gelegenheit zu ergreifen, etwas mit seinem Handwerk zu tun, etwas zu bewirken und eine Perspektive zu teilen. „Blank Canvas“ stellt die Möglichkeit dar, einen Schritt weiter zu gehen; uns selbst herauszufordern, etwas anders zu machen als bisher, die Entscheidung zu treffen, sich in eine andere Richtung zu orientieren, und zwar genau in dem Moment, in dem man denkt, dass man keine Optionen mehr hat.” Die in Brooklyn lebende Künstlerin hat in den fünf Jahren seit der Veröffentlichung von „Free of Form“ eine enorme persönliche und berufliche Entwicklung durchlaufen, die sich in dem neuen Material, das sie für „Blank Canvas“ geschrieben und komponiert hat, deutlich widerspiegelt.

In der Zwischenzeit war sie auf Tournee und machte Aufnahmen mit dem dynamischen World-Jazz-Ensemble Ajoyo unter der Leitung des Saxofonisten Yacine Boulares. Sie trat als Gastsängerin und Co-Autorin auf den jüngsten Alben von Chief Xian aTunde Adjuah (alias Christian Scott) auf. Mit dem Pianisten Jarrett Cherner nahm sie das kathartisches Duo-Album „Tone“ auf. Und sie wirkte auf Jesse Fischers 2020 erschienenem Album „Resilience“ mit und förderte damit eine kreative Beziehung, die immer mehr in den Mittelpunkt rückte – so sehr, dass sie Fischer als Co-Produzenten (und zusätzlichen Keyboarder) für „Blank Canvas“ engagierte.

Es gab auch harte Zeiten: nicht nur politische Unruhen und die Pandemie, sondern auch eine Fehlgeburt und den Verlust ihres Bruders. Aber Charles machte auch neue Lebenserfahrungen, brachte einen Sohn auf die Welt und begann die unglaubliche Reise der Mutterschaft. In dieser neuen Sammlung von Material spricht sie offen über all diese Dinge.

Zum ersten Mal ergänzt Charles die SCOPE-Besetzung um den Gitarristen Jordan Peters, zusammen mit ihren bewährten Mitstreitern Jesse Elder (Keyboards & Piano), Burniss Earl Travis II, alias Boom Bishop (Bass) und John Davis (Schlagzeug). Peters schafft mit seinem klaren, flüssigen, oft kantigen Ton eine weitere Klangschicht und verleiht dem unverwechselbaren SCOPE-Sound ein härteres Rockelement. Die bildende Künstlerin Laetitia Kaing war, während der Studio-Sessions ebenfalls kreativ tätig und malte spontan die Kunst, die auf der Albumverpackung erscheint und die das musikalische Umfeld eng begleitet.

Im Studio und bei den Proben haben SCOPE eifrig daran gearbeitet, die Musik gemeinsam zu gestalten. Jesse Fischer kam als Koproduzent an Bord, nachdem die ersten Aufnahmen abgeschlossen waren. Mit einem ausgeprägten Gespür für Charles’ künstlerische Prioritäten und ihren Gemütszustand war er in der Lage, an ihrer Seite zu arbeiten, um die Bedeutung herauszuarbeiten und die Klanglandschaft zu schaffen, die Blank Canvas benötigte. Anspieltipps: „Freedom Day“ und „Borders“.